Ende Mai 2025 werde ich zu Tofu, einer feinen, etwas schüchternen Meerschweinchen-Dame gerufen, weil der Besitzerin vergrösserte Zitzen mit schuppiger, verkrusteter Haut aufgefallen sind. Ich besuche Tofu und ihre Familie zuhause. Sie lebt mit dem jungen Meerschweinchen Felix in einem liebevoll eingerichteten und grosszügigen Innengehege. Rund um die Uhr stehen hochwertiges Heu zur Verfügung und mindestens zweimal täglich gibt es frisches Gemüse für den Vitamin C Bedarf.
Tofu ist knapp 3 Jahre alt und lebt seit vielen Jahren bei ihrer jetzigen Familie. Sie war immer gesund – keine Zahnprobleme, keine Abszesse, keine Infektionen. Ende November 2024 und Ende April 2025 starben Tofus Meerschweinchen-WG-Kollegen Belinda und Spencer altersbedingt, worauf das schwarze Meerschweinchen Felix einzog.
Veränderungen im Verhalten und an der Haut
Wenn man Tofu aus dem Käfig nimmt, zittert sie am ganzen Körper und versteckt sich unter dem Sofa. Früher sei Spencer immer voraus und sie konnte ihm einfach hinterher. Sie reagiert nie mit Abwehr, sondern lässt auch das regelmässige Krallenschneiden brav über sich ergehen. Man muss es in zweimal aufteilen, da es nach kurzer Zeit zu viel Stress für sie wird. Als Felix, das neue Meerschweinchen einzog, haben sie sich gegenseitig verfolgt, haben aber nie gekämpft. Tofu hatte zu Beginn jedes Häuschen im Gehege verteidigt, was sich schnell legte. Sie ist kein Cheftyp und war schon immer eher ruhig. Vor ein paar Tagen zeigte sie einen komischen Gang, hoppelte wie ein Hase. Sie springt nicht aufs Häuschen, steht auch nicht auf die Hinterbeine, um sich hochzuziehen. Früher war sie die Jüngste in der Gruppe und war unter der Obhut der beiden älteren Meerschweinchen, die ihr Sicherheit gaben. Die Haut um die Zitzen ist derb und verkrustet, ohne dass sie sich dort kratzte, die Stelle übermässig putzte oder es zu Absonderungen kommt. Diese Hautveränderungen begannen als es Anfang Jahr Spencer anfing schlechter zu gehen.
Erste homöopathische Behandlung mit Lycopodium clavatum
Da Tofu insgesamt geschwächt, zurückhaltend und sehr unsicher und ängstlich wirkt, erhält sie zunächst Lycopodium clavatum C30, später C200. Beide Gaben führen nur zu einer leichten Verbesserung.
Ab August verliert Tofu an Gewicht und kommt zum Fressen nicht mehr aus dem Häuschen, sondern zieht sich auch zum Fressen in ihr holt sich das Essen und zieht es sich ins Häuschen, um es da zu fressen. Weiter fällt der Besitzerin auf, dass sie sich nicht mehr flach oder seitlich hinlegt, um zu schlafen, sondern dass sie lediglich in kauernder Stellung döst. Beides Verhalten das sie früher nie zeigte. Tofu frisst normal und zieht ein abgeschältes Stück Karotte in einem Stück rein und zerkaut es problemlos, was ein einfacher erster Test bei Verdacht auf Zahnprobleme oder Abszesse sein kann. Sie hat kein Fieber, zeigt beim Abtasten keinerlei Schmerzanzeichen, trinkt, kotet und uriniert. Zusätzlich zu der Hautveränderungen an der Zitze bemerkt die Besitzerin im weiteren Verlauf Haarausfall an Bauch und Flanken – ohne Juckreiz, ohne Parasiten, und Felix zeigte keinerlei ähnliche Symptome.
Der Wendepunkt: Natrium muriaticum
Während der Folgekonsultation sagt die Besitzerin «eigentlich fing das alles an als Spencer Ende April starb». Tofu erhält eine Einmaldosis Natrium muriaticum in der C1000 und bereits 10 Tage später bemerkt die Besitzerin feine neue Haarstoppeln am Bauch, die sich langsam zu einem weichen Flaum entwickeln. Gleichzeitig verändert sich Tofus Verhalten deutlich:
sie legt sich wieder entspannt zum Schlafen in die Seitenlage,
kommt aktiv aus dem Häuschen zum Fressen,
verlangte lautstark nach Futter,
und zeigt sich insgesamt lebendiger und weniger ängstlich.
Auch die Haut an den Zitzen wird zunehmend weicher und gesünder.
Ganzheitliche Betrachtung: Körper und Seele im Einklang
Der Fall von Tofu zeigt eindrucksvoll, wie seelische Belastungen bei Tieren körperliche Symptome auslösen können. Der Tod eines Partners, Veränderungen im sozialen Umfeld oder längere Trennungen können bei sensiblen Tieren wie Meerschweinchen zu Stressreaktionen führen – die sich unter anderem in Haarausfall, Hautproblemen oder Verhaltensänderungen äussern.
Durch die individuell abgestimmte homöopathische Behandlung mit Natrium muriaticum konnte Tofus Selbstheilungskraft aktiviert werden. Ihr Immunsystem stabilisiert sich, und Körper wie Seele finden wieder ins Gleichgewicht.
Fazit: Tierhomöopathie als sanfte Unterstützung auch bei emotionalen Ursachen
Tofus Geschichte verdeutlicht, dass Homöopathie bei Tieren nicht nur Symptome lindern, sondern ganzheitlich unterstützen kann – auch, wenn emotionale Belastungen eine Rolle spielen.
Einfühlsame Beobachtung, eine sorgfältige Anamnese und die passende homöopathische Arznei können dabei helfen, das Tier auf allen Ebenen wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

